SIE SIND HIER:

Wahlversprechen gehalten - Weitnaus Bürgermeister mit positiver Jahresbilanz

 

Weitnau/Hellengerst - Wenn es Nacht wird in Hellengerst, wenn die bereits in den Boden gerammten Schneestangen im fahlen Licht der Straßenlaternen kaum zu erkennen sind und wenn an die Hundert Bürgerinnen und Bürger in den altehrwürdigen Dorfsaal pilgern, dann ist Bürgerversammlung angesagt. Dann berichtet der Bürgermeister über „Ups“ und „Downs“ der vergangenen zwölf Monate, über Erreichtes und über Liegengebliebenes, dann stellen die Einheimischen manchmal unbequeme Fragen, mahnen mehr Demokratie an oder möchten wissen, wann was wie endlich von ihrer Gemeinde in Angriff genommen wird. Nach gut zwei Stunden waren die heißen Eisen an und besprochen und der Griff zum Kaltgetränk verdient. Und die überwiegende Mehrheit der vielen Zuhörer konnte mit guten Gefühlen hinaus in die stockdunkle Nacht von Hellengerst gehen.

Die Überraschung dieses Herbstabends: An die einhundert Bürger drängten in den Dorfsaal und warteten gespannt auf des Bürgermeisters Ausführungen. Nicht immer sind Bürgerversammlungen im Oberallgäu so gut frequentiert. Allerdings gab es auch eine Menge zu besprechen, was Florian Schmid gewohnt engagiert und leidenschaftlich tat. Die Zahlen als Aperitif: „5487 Einwohner, mehr Sterbefälle als Geburten, ein Gesamthaushalt in Höhe von knapp 26 Millionen Euro, steigende Gewerbesteuereinnahmen und weniger Schulden, alle Kinder in Kita und Schule untergebracht!“ Schmid konnte gleich zum Auftakt punkten: „Und den Wasserpreis halten wir stabil auf 1,47 Euro /m3!“ Der Saal murmelte zustimmend und hob das erste Mal die Gläser. Schmid legte nach. Und konnte vermelden: „Die Flächengemeinde Weitnau mit ihren sieben Teilorten liegt bei der Breitbanderschließung im Oberallgäu ganz vorn! Ich habe damit mein Wahlversprechen von 2020 erfüllt und wir können jetzt praktisch jedem Bürger in jeder Ecke unserer Marktgemeinde leistungsstarkes Internet anbieten.“ Seit Jahren war überall gebuddelt worden, die beiden Anbieter Telekom und AÜW rauften sich zusammen und verlegten 160 km Leitungsrohre und 86 km Glasfaserkabel. Damit finden Gewerbe und Unternehmen deutlich verbesserte Bedingungen vor, der riesige weiße Fleck Weitnau ist endlich Vergangenheit. „Weitnau ist damit eine Blaupause für viele andere Gemeinden,“ stellte Schmid sichtlich stolz fest. Schöner Nebeneffekt für das Landschaftsbild: Neben Glasfaser- wurden auch viele Stromkabel in die Erde verlegt, das macht 800 Strommasten überflüssig und die Stromversorgung weniger störanfällig.

Kann das Thema Breitbandausbau also abgehakt werden, sind beim möglichen Aufbau von Windkraftanlagen und beim Thema Flüchtlingsunterkunft im „Engel“ von Wengen nach wie vor viele Fragen offen. Beim Wind beklagte der Bürgermeister die „ungerechte Belastung“ seiner Gemeinde durch den Regionalen Planungsverband, bei den Flüchtlingen sieht er sich derzeit „in einer guten rechtlichen Situation“ gegenüber dem zuständigen Landratsamt. Beide Themen dürften wohl noch länger auf der Tagesordnung stehen.

Dem Tagungslokal geschuldet war die Zukunft des Hellengerster Dorfsaals ein großes Thema an diesem Abend. Der Bau müsste renoviert bzw. ersetzt werden, das wird viel Geld kosten. Eine offene Arbeitsgruppe engagierter Bürger eruiert derzeit die aktuelle Situation, Schmid bot seine Unterstützung an. Regelrecht in Rage geriet der Gemeindechef beim Thema „Öffentliche Sauberkeit“ rund um die aufgestellten Wertstoffinseln: „Das ist ein Saustall, der da von egoistischen Bürgern angerichtet wird, die ihren Müll einfach dort abladen, das können wir nicht weiter dulden.“ Mit aufgestellten Überwachungskameras und einem Bußgeld in Höhe von 150 Euro soll die Vermüllung bekämpft werden.

Die sich anschließende Fragestunde offenbarte so manche Befindlichkeit der Bürger, sei es der Ärger über die Erschließungskosten beim Anschluss an die neue Abwasserleitung von Hellengerst hinab ins Tal, sei es das Für und Wider bei der Windkraft oder der für viele überraschende Rückzug der Pächterin aus der Burggaststätte Alttrauchburg. Schmid betonte: „Die Alttrauchburg ist eine Attraktion, die wir weiter aufwerten möchten.“ Im Übrigen, so der Bürgermeister, trete er bei der Kommunalwahl am 8. März kommenden Jahres wieder an: „Die gemeinsame Arbeit mit dem Gemeinderat für die Interessen aller macht einfach Spaß. Meistens zumindest“, lächelte er und beschloss damit eine lebhafte und vielseitige Bürgerversammlung in Hellengerst.

(Text und Foto: Lutz Bäucker

VOILA_REP_ID=C1257F10:002F77D3